Platzauspflockung


Eine durchdachte und regelgerechte Auspflockung von Golfplätzen ist für ein gutes und vor allen Dingen den Golfregeln entsprechendes Spiel unabdingbar und zeigt dem erfahrenen Greenfee- oder Tunierspieler sofort, wie es um die Regelkenntnisse der Spielleitung und Vorstandschaft des jeweiligen Platzes bestellt ist. Für ein anerkannt gutes Renommee eines Clubs ist deshalb eine regelgerechte, durchdachte und vollständige Auspflockung unabdingbar.

Im Vordergrund muss stehen, durch die Auspflockung kein regelwidriges Spiel zu provozieren und auch keine unbegründeten Erschwernisse einzubauen. Ferner sollte das Spiel nicht verzögert, sondern -so weit möglich- sogar bescheunigt werden, auch in Hinsicht auf eine immer stärker werdende Frequentierung der Plätze. Aus diesem Grunde sollten vor allen Dingen Wasserhindernisse nur dort ausgewiesen werden, wo sie auch gelegentlich einmal Wasser enthalten. Eine flache Rinne, die praktisch nie Wasser enthält, ist für die Spieler einfacher ohne Wasserregel zu spielen und wenn der Ball mal wirklich darin unspielbar liegt, kann man sich mit einem Strafschlag eine bessere Lage suchen. In die gegensätzliche Schublade fallen endlose Flächen "blau" gepflockt, also ungewöhnlich beschaffener Boden, nur weil z.B. die Frau des Präsidenten und ihre Freundinnen dort immer in den Wicken liegen und ihre Bälle verlieren.

Auch ist zu beachten, dass die Ästhetik nicht leidet und die meist schöne Landschaft nicht mit einem Pfostenwald gnadenlos verschandelt wird. Es reichen kleine schmale Pflöcke mit intensiver Farbe, es müssen keine Rundholzpfosten von 8 cm Durchmesser und 1 m Höhe sein. Die Verlaufslinie zwischen den Pfosten kann mit einer sauberen Mähkante (und Hinweis darauf in den Platzregeln) mit sehr wenigen Pfosten völlig eindeutig klargestellt werden. Nur die Endpfosten sollten dann größer oder doppelt sein, um den Spieler auch von der Ferne nicht im Unklaren über Hindernisse oder Ausflächen und deren Ende zu lassen. Die Greenkeeper sollten auf die Bedeutung einer sauberen Mähkante, die für ein regelgerechtes und streitfreies Spiel unabdingbar ist, immer wieder hingewiesen werden. Auch sollte öfter geprüft werden, ob die Greenkeeper nicht versehentlich Pflöcke grundsätzlich verändert oder vergessen haben.

Bei Wasserhindernissen sind die Pfosten möglichst nahe der Wasserfläche zu stecken, wenn es geht in etwa so, dass die grösstmögliche Wassermenge kurz vor den Pfosten steht. Sinn dessen ist, dem Spieler möglichst viel Raum zu lassen, dass wenn er dort liegt, er noch den Schläger aufsetzen kann und nicht den Wasserhindernisregeln unterliegt. Gleichzeitg ist bei der Auspflockung "gelb", also (frontales) Wasserhindernis, zwingend darauf zu achten, dass für jegliche hierdurch mögliche Balleintrittstelle auch eine gemähte und freie, den Regeln entsprechende, Droppfläche zur Verfügung steht. Bitte unbedingt daran denken, dass sich für den Spieler bei "gelb" diese unbehinderte Droppfläche immer auf der Line Fahne - Eintrittstelle, das Wasserhindernis dazwischen, befindes muss. Auch unter den dämlichsten denkbaren Bedingungen.

In diesem Zusammenhang meine ich vor allen Dingen die weit verbreitete Unart, große Wasserhindernisse ganz simpel rundherum gelb zu stecken, die möglicherweise zum Grün hin sogar noch ansteigen, so, dass Bälle, die das Wasserhindernis bereits überschritten haben, noch hierin zurückrollen können. Oft kann dann regelgerecht nur im Wald gedroppt werden o.ä.. Manchmal ist dies so hirnrissig angelegt, dass es zwangsläufig dort immer wieder zu Regelbeugungen kommt und die Flightpartner über die Tatsache, ob Regelverstoß oder nicht, bis ins Clubhaus streiten und für die Beteiligten der Tag total versaut ist. Meist wird dann noch von der Spielleitung zu Recht eine Disqualifikation ausgesprochen, obwohl diese sich selbst für ihre fehlerhafte Auspflockung als unqualifiziert hätte disqualifzieren müssen.

Also was lernen wir daraus? Größere (frontale) Wasserhindernisse, insbesondere mit Gefälle zum Wasser, sollten nur auf Frontseite "gelb" und die Seiten und Rückseite "rot" als seitliches Wasserhindernis bezeichnet werden. Damit wird verhindert, daß ein Ball, der das große Wasserhindernis bereits eindeutig überschritten hat und dann wieder zurück ins Wasser rollte, trotzdem fair nach dem Wasserhindernis gedroppt werden kann. Damit ist das Droppen ein Kinderspiel und alle Beteiligten haben nur noch Freude an ihrer Spielleitung. In Ausnahmefällen kann natürlich auch eine Droppzone erstellt werden, die jedoch den Greenkeepern viel Arbeit macht und eindeutig, möglichst auch in den Platzregeln, dem jeweiligen Wasserhindernis zugeordnet werden muss. Sehr wichtig ist dies bei mehreren beieinander liegenden Wasserhindernissen!

Dies gilt im Wesentlichen auch für Wasserhindernisse hinter dem Grün. Diese können durchaus ihren Reiz haben, solange die Auspfockung und Distanz zum Grün gut ist und nicht zu zwangsläufigen Regelbeugungen Anlass gibt. Hier "gelb" zu pflocken, ohne faire Droppzone, bringt dem Spieler nur einen langen Spaziergang, dem Flight eine beachtliche Spielverzögerung und zeigt erfahrungsgemäß fast immer eine ungemähte Droppfläche. Oder wie erwähnt, den Regelverstoss durch droppen zwischen Wasserhindernis und Grün. Also kann dort in der Regel nur mit "rot" seitliches Wasserhindernis praktikabel und befriedigend ausgepflockt werden.

Bei Wasserabzugsgräben, die direkt an einer Straße prallel laufen, also praktisch mit der Strasse verbunden sind, ist keinesfalls "rot" seitliches Wasserhindernis zu stecken, da in diesem Fall die Gräben einen Teil des Wegebauwerkes darstellen, also als unbewegliches Hemmnis anzusehen sind, von dem straffrei Erleichterung genommen werden darf. Es empfiehlt sich in den Platzregeln für weniger Regelkundige auf diese Tatsache hinzuweisen. Werden in den Platzregeln die auf der Anlage befindlichen Strassen und Wege (wie im Süden üblich) als zum Platz gehörig bestimmt, gilt dies nicht und die damit verbundenen parallelen Abzugsgräben müssen "rot" als seitliches Wasserhindernis ausgewiesen werden.

Eine "weisse" Auspflockung als Aus kann, auch wenn viele Altgolfer es als "unmöglich" ansehen, durchaus auch auf dem Gelände mitten auf dem Platz erfolgen. Allerdings nur bevorzugt zum Schutz von Spielern bei gewinkelten Fairways mit parallelem Gegenverkehr, zum Schutz von Spielern vor streuenden und flegelhaften "Longhittern" an uneinsehbaren Stellen, aber auch bei uneinsehbaren seitlichen Flächen, die aufgrund ihrer Oberfläche Anlass zu stundenlangen Suchorgien geben. Die Spielbeschleunigung und der Schutz der Spieler ist in diesem Falle als höherwertiger anzusehen. Sollten Fairways einseitig durch "Aus" von einander getrennt werden, sollten in jedem Falle die Pfosten zur klaren Kenntlichmachung auf der nicht betroffenen Seite grün gestrichen werden und es ist in den Platzregeln zusätzlich darauf hinzuweisen.

Besonders wertvolle und schützenswerte biotopartige Flächen, auch wenn vom Landratsamt nicht als solche ausgewiesen, können oft durch "Aus" wenigstens etwas vor dem Zertrampeln gerettet werden. Die Auspflockung in "blau" als ungewöhnlich beschaffener Boden ist in diesen Fällen regelwidrig und deshalb zu vermeiden. Richtige Biotope können allerdings nur vom Landratsamt zur schützenswerten Fläche erklärt werden, was dann durch Pfosten der jeweiligen Kennzeichnung mit grünem Kopf dargestellt werden muss. Zusätzlich sollten Schilder das Betreten des Biotopes untersagen und bei Verstoss durch die Vereinsleitung harte Strafen außerhalb des Regelwerkes ausgesprochen werden.

Die in letzter Zeit zunehmende Unsitte Entfernungspfosten weiss, rot und gelb zu streichen, führt insbesondere bei Gastspielern immer wieder zu Irritationen, da diese bei schlechter Sicht dort befindliche Wasserhindernisse oder Aus vermuten. Diese Farben sollten deshalb nur für die in der Mitte des Fairways befindlichen Teller oder Platten verwendet werden. Entfernungspfosten sollten bevorzugt schwarz mit weissen Ringen sein um visuelle Missdeutungen zu vermeiden. 100 m 1 Ring, 150 m 2 Ringe, 200 m 3 Ringe, das entspricht internationalem Standard. Ein guter Platz hat natürlich beim beim Par 5 eine 200 m Markierung! Möglichst dies auf beiden Seiten der Spielbahn nicht zu nahe dem Fairway. Nur so entspricht ein Platz vernünftigen Anforderungen. Selbstverständlich sind auch besonders schöne Bepflanzungen für die Entfernungsangabe durchaus überlegenswert und anzustreben, wobei hierauf in den Platzregeln hingewiesen und erklärt werden muss, welche Bepflanzung welchem Abstand entspricht. Ferner sollten diese Bepflanzungen in den Platzregeln als unbewegliches Hemmnis bezeichnet werden.

Leider sind Entfernungspfosten oder -markierungen keine Vorschrift, weshalb auf einigen Plätzen dies unterlassen wird und deshalb vermutlich absichtlich die "Platzhirsche" protegiert werden, wobei sich die Frage stellt, ob man dort als Gastspieler sein sauer verdientes Geld abliefern sollte.

Die immer mehr in Mode kommenden kleinen Zettel, genannt Pin-Position, bedruckt meistens in Schriftgrösse Pica 8 mit den Fahnenpositionen, sind ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei, da für die meisten Golfer -auch Jüngere- ohne Brille keinesfalls lesbar. Bis die Brille gesucht, aufgesetzt und dann der Zettel gelesen wird, ist eigentlich bereits Spielverzögerung gegeben. Die Fahnenstange mit einer schiebbaren Kugel oder Zusatzfähnchen, natürlich an die richtige Stelle gebracht, ersetzt dies locker. Nur Pros mit "Lesebuch" des jeweiligen Platzes können real von der schriftlichen PIN-Position profitieren, zumal der Caddy, falls notwendig, bereits zeitig die Brille aufsetzt.

Eindringlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass jedes Wasserhindernis, insbesondere das Seitliche, zwei Seiten hat, also nicht nur einseitig gepflockt werden kann, weil sonst das Wasserhindernis selbst im Nirwana nicht endet. Ausnahme ist Aus oder unbewegliche Hemmnisse. Auch ungewöhnlich beschaffener Boden sollte genau begrenzt werden, wenn nicht duch blaue Pfosten, dann wenigstens durch weisses Farbspray. Einfach einen Pfosten in die Mitte einer Fläche zu stecken wirkt billig, ist unqualifiziert und gibt zu diversen Regelbeugungen Anlass.

Das Clubhaus und Gasträume mit Toiletten können jederzeit mit "Aus" vom Gelände getrennt werden. Ein kurzer Besuch dort, um sich zu Erfrischen, sich in einen menschlichen Zustand zu versetzen oder sein "Geschäft" zu machen, natürlich ohne eine Spielverzögerung (über 5 Minuten) zu verursachen, ist absolut regelgerecht und hat mit Platz verlassen o.ä. nichts zu tun.

Euer "Regelfuzzy" Achim Pflueger
http://www.fairgolf.de
mail:
7-2003