Provisorischer Ball

Der provisorische Ball ist unser ständiger Begleiter. Auch hier gibt es einige wichtige Faktoren, die einer sehr ausführlichen Darstellung bedürfen.

Der provisorische Ball dient primär der Spielbeschleunigung. Wird der ursprüngliche Ball nicht gefunden, im Aus gefunden, oder nicht gesucht und sofort der provisorische Ball gespielt (ohne den Ursprünglichen zu suchen), ist der provisorische Ball der Ball im Spiel. Wird der ursprüngliche Ball innerhalb der 5-minütigen Suchzeit gefunden, bevor der provisorische Ball geschlagen wurde, ist und bleibt der ursprüngliche Ball im Spiel. Der provisorische Ball darf dann keinesfalls gespielt werden, um nicht mit einem falschen Ball zu spielen.

Sollte der ursprüngliche und gefundene Ball unspielbar sein oder schlecht liegen, darf keinesfalls ersatzweise der provisorische Ball genommen werden. Es muss an die ursprüngliche Stelle zurückgegangen und mit Verlust von Schlag und Distanz mit einem Strafschlag erneut gedroppt oder aufgeteet und geschlagen werden.

Der provisorische Ball darf, solange er weiter vom Grün entfernt ist als die mutmassliche Stelle, an welcher der zu suchende und noch nicht gefundene Ball liegt, straflos weiter geschlagen werden, ohne deshalb gleich Ball im Spiel zu werden. Nur wenn der provisorische Ball näher zur Fahne liegt als die mutmassliche Stelle wo sich der ursprüngliche Ball befindet, wird er beim Schlag automatisch der Ball im Spiel. Doch auch hier gibt es die berühmte Auslegung, ohne die wir Golfer es viel zu leicht hätten mit den Regeln.

Die Regel 27 spricht von dem Ort, wo sich der ursprüngliche Ball "mutmasslich" befindet. Dieses "mutmasslich" ist sehr wichtig, denn es bedeutet, dass, falls der Ball an dieser mutmasslichen Stelle nicht gefunden und deshalb der provisorische Ball gespielt wurde, der ursprüngliche Ball trotzdem noch Ball im Spiel bleibt, wenn er innerhalb der 5-minütigen Suchzeit an völlig anderer Stelle (nicht näher zur Fahne als die mutmassliche Stelle) zufällig dann doch noch gefunden wird. Auch dann, wenn der provisorische Ball tatsächlich näher zur Fahne lag als der nun gefundene kürzere ursprüngliche Ball. Der Schlag mit dem provisorischen Ball ist dann straffrei zu neutralisieren. Es ist also kein Nachteil im Zweifelsfalle, persönlich bezüglich der mutmasslichen Stelle, ein kleiner Tiger Woods zu sein, ohne es natürlich gleich ins Lächerliche zu übertreiben.

Noch ein kleiner Tipp: Sollte z.B. Ihr Abschlag bei einem Par 3 ins Gebüsch gehen und Ihr provisorischer Ball neben dem Loch zu liegen kommen, eilen Sie direkt zu Ihrem provisorischen Ball und lochen ihn ein, ehe ein Mitspieler Ihren ursprünglichen Ball findet. Im Zählspiel ist dies nur ein Etiketteverstoss. Im Lochspiel allerdings können die Mitspieler auf die richtige Schlagreihenfolge pochen und die Eile war dann zwecklos.

Zum Schluss noch etwas. Alleine die Aussage des Spielers, den Ball als verloren anzusehen ist nicht relevant. Dies heisst, sollte innerhalb der 5-minütigen Frist und bevor der provisorische Ball geschlagen wurde, der ursprüngliche Ball noch gefunden werden, ist dieser -trotz der Aussage ihn als verloren anzusehen- immer noch Ball im Spiel. Sollte der Spieler trotzdem den provisorischen Ball spielen, spielt er mit einem falschen Ball und den daraus resultierenden schmerzhaften Konsequenzen. 2 Strafschläge bei Korrektur und Spiel von der richtigen Stelle vor dem nächsten Abschlag, sonst gilt Disqualifikation. Bei Stableford ggf. das Streichen nicht vergessen.

Diese Regel ist sehr schnell falsch interpretiert und ausgeführt. Sie sollte deshalb (sozusagen im Trockenen) theoretisch mehrmals überdacht und ggf. mit Anderen durchgespielt werden. Dies gilt insbesondere für Pros, was die Unzahl an Disqualifikationen beweist. Auch Teaching-Pros, die mit ungerechtfertigten Disqualifikationen von Spielern als Spielleiter oder Regelbefragter diese Regel nicht wirklich ganz genau kennen, sind hier ausdrücklich angesprochen.


Euer "Regelfuzzy" Achim Pflueger
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5-2002 und 6-2007